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„Wir sind echte System­denker in allem, was wir tun”

Interview mit Mark Adams von Gerrit Terstiege
Das Unternehmen Vitsœ, das ausschließlich Möbelsysteme von Dieter Rams produziert, wurde 1959 gegründet. Der heutige Geschäftsführer Mark Adams kann auf große Herausforderungen und Erfolge zurückblicken. Hier spricht er über die Zusammenarbeit mit Dieter Rams, die Schwierigkeiten bei der Suche nach dem richtigen Gestalter für das Produktionsgebäude in Royal Leamington Spa – und über seine Vision für die Zukunft des Unternehmens.
Mark Adams sitzt vor einem historischen Vitsœ-Plakat.
Mark Adams vor einem historischen Vitsœ-Plakat.
© Vitsœ
GT: Herr Adams, dieses Jahr ist es genau 40 Jahre her, dass Sie in dem Londoner Designgeschäft „Reflex“ das Regalsystem 606 entdeckten. Erinnern Sie sich noch, warum es Ihnen überhaupt auffiel? Was daran war für Sie so besonders?
MA: Ja. Ich sitze gerade im Vitsœ-Shop in der Marylebone Lane – nur etwa 200 Meter entfernt …
GT: Ach – und gibt es das „Reflex” dort noch?
MA: Nein, das gibt es schon lange nicht mehr. Aber am selben Ort, in der Blandford Street 53, gibt es noch immer ein Ladenlokal – ich glaube, das ist jetzt ein Friseursalon. Was 1985 entscheidend war, war definitiv die Verbindung zu Rams. Denn zwei Jahre vorher hatten Terence Conran und Stephen Bayley eine Rams-Ausstellung im Boilerhouse des Victoria and Albert Museums gezeigt – die Übernahme einer Ausstellung des IDZ in Berlin. Damals verfolgte ich Terence Conran aufmerksam. Als ich also in den Laden ging und fragte, was sie da gerade an die Wand anbringen, wurde mir gesagt, es sei ein System von dem deutschen Designer Dieter Rams. Das war die Verbindung. Aber es war natürlich auch die Modernität, die Klarheit und Schlichtheit, die mich ansprachen. Das wiederum liegt in meiner Natur: Ich bin immer auf der Suche nach einer möglichst klaren, logischen und einfachen Lösung. Ich würde sagen, mich haben die visuellen und die intellektuellen Aspekte des Regalsystems gleichermaßen angesprochen.
Dieter Rams und Mark Adams im Gespräch vor dem Vitsœ-Shop in London, 2019.
Ein Team mit langer Ge­schichte: Dieter Rams und Mark Adams im Gespräch vor dem Vitsœ-Shop in London, 2019.
© Vitsœ
GT: Aber von der Begeisterung für ein Produkt bis zum Wunsch, Teil des Unternehmens zu werden, das es herstellt, ist es meist ein weiter Weg. Sie gründeten nur ein Jahr später Vitsœ UK Limited. Fühlte sich das an wie ein Sprung ins kalte Wasser?
MA: Nun, es wurde mir sozusagen aufgezwungen. Mein damaliger Arbeitgeber musste Konkurs anmelden. Und da stand ich nun: ein junger Mann – arbeitslos. Meine Eltern waren nicht gerade begeistert. Aber ich hatte in dieser Zeit zweimal mit Niels Vitsoe telefoniert und eine gewisse Verbindung zu ihm aufgebaut. Das war Anlass genug für mich zu sagen: Okay, gut, ich nehme meinen allerersten Flug nach Deutschland und stelle mich diesem Niels Vitsoe vor. Das tat ich dann im Februar 1986, als Niels 73 Jahre alt wurde. Ich wurde 25. Und in diesen drei Tagen in Frankfurt haben wir eine erste Verbindung aufgebaut. Was dabei half: unser trockener Humor. Niels hatte einen wunderbaren Humor. Und übrigens, Dieter auch – ich bin Gary Hustwit ewig dankbar dafür, dass er Dieters Humor in seinem Film „Rams“ dokumentiert hat. Niemand denkt bei Rams als Erstes an Humor. Aber ich würde sagen, in diesen frühen Jahren hat uns ein gesunder Humor verbunden. Bei allem, was Dieter und ich so durchgemacht haben, hat uns unser Humor verbunden – und hält uns auch weiterhin zusammen.
Ein Porträt des Gründers Niels Vitsoe (1913 – 1995).
Porträt des Gründers Niels Vitsoe (1913 – 1995)
© Vitsœ
GT: Sie kennen Dieter Rams nun schon seit vier Jahrzehnten. Gab es eine Begegnung mit ihm, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
MA: Mir fällt spontan ein, wie ich ihn Ende der 80er Jahre am Flughafen Heathrow abholte. Ich fuhr ihn in meinem Peugeot 205 GTi zu seinem Hotel im Londoner West End. Bei dieser Fahrt, mitten im Londoner Verkehr, sagte Dieter zu mir: „Mark, würdest du bitte nach Deutschland kommen und Vitsœ leiten?“ Wir kannten uns da erst ein paar Jahre. Aber dass er mich das schon so früh fragte, werde ich nie vergessen. Außerdem sagte er, dass ich mich mit Wirtschaft und Design gleichermaßen gut auskenne. Er hat mit vielen sehr talentierten Designern und Designexperten zu tun gehabt – und er hat mit Leuten zu tun gehabt, die kompetente Geschäftsleute sind. Aber sie leben wohl meist in zwei Welten. Glücklicherweise habe ich manche Anteile von meiner Mutter und andere von meinem Vater mitbekommen, so dass ich mich in der Geschäftswelt und in der Designwelt gleichermaßen wohl fühle.
GT: Hat sich Ihre Beziehung oder Ihre Zusammenarbeit im Laufe der Jahre verändert?
MA: Ich würde sagen, das Vertrauen ist tiefer geworden. „Vertrauen“ ist eines meiner ersten deutschen Wörter. Vertrauen ist für mich absolut zentral. Ich muss gerade auch an 2019 denken, an die Zeit kurz vor Vitsœs letztem runden Jubiläum, als ich Dieter fragte: „Was meinst du dazu, dass Vitsœ 60 wird?“ Er hielt nur kurz inne und sagte: „Mark, es war hart. Es war hart für Niels und es war hart für dich.“ Ich denke, es ist sehr wichtig zu wissen, wie hart der Weg war, dass Vertrauen da war und dass dieses Vertrauen tiefer geworden ist.
Die private Bibliothek von Mark Adams.
Gut gefüllte Regale: Die private Bibliothek von Mark Adams in seinem Haus.
© Vitsœ
GT: Heute könnten wir ausnahmslos digitale Bücher oder Zeitschriften lesen und digitale Musik hören. Dann bräuchten wir keine Regale mehr. Doch die aktuellen Trends sprechen eine andere Sprache: Die Verkaufs­zahlen gedruckter Bücher steigen wieder, sowohl in den USA als auch in Europa. Schallplatten und analoge Stereoanlagen erleben ein großes Comeback. Warum wünschen sich die Menschen im Zeitalter der Digitalisierung immer noch greifbare Objekte?
MA: Wir sind fühlende Wesen. Wir wollen etwas wirklich erfahren und begreifen. Wir schätzen haptische Qualitäten. Für mich ist das selbstverständlich – einfach gesunder Menschenverstand. Ich glaube, das Pendel schwingt gerade zurück, mehr in Richtung analoge, reale Objekte.
GT: Sammeln Sie auch etwas? Würden Sie sich als Sammler bezeichnen?
MA: Nur in ganz bescheidenem Rahmen. „Weniger, aber besser“ wäre mein Ansatz beim Sammeln. Ich habe ein oder zwei Dinge, die mir sehr am Herzen liegen, und das reicht.
GT: Okay, aber womit sind dann Ihre Regale zu Hause gefüllt?
MA: Natürlich mit Büchern. Wenn ich das Interview hier von zu Hause aus machen würde, würden Sie hinter mir und um mich herum eine riesige Bibliothek sehen. Ich bin ein eifriger Leser und Forscher, das war ich schon immer. Ich bin hungrig nach dem geschriebenen Wort. Ich habe auch ein paar Schalen in meinen Regalen und Schränken, die ich sehr schätze.
GT: Kürzlich habe ich zu meiner Überraschung ein Foto von David Bowie vor einem Vitsœ-Regal gesehen. Wie würden Sie den typischen Vitsœ-Kunden beschreiben?
MA: Da Sie Bowie erwähnen, möchte ich hinzufügen: Wir gehen sehr diskret mit unseren Kunden um. Ich habe dieses Foto nur mal in einem meiner Vorträge verwendet. Wir haben es nie veröffentlicht, weil wir die Privat­sphäre unserer Kunden niemals verletzen. Aber wir haben viele berühmte Kunden aus der Musik- und Kunst­welt, die das 606 haben. Das ist faszinierend. Vitsœ-Kunden sind international denkende, interessante Menschen, die andere Kulturen aufsaugen.
Dieter Rams und der britische Pop-Art-Künstler Richard Hamilton.
Dieter Rams und der britische Pop-Art-Künstler Richard Hamilton, der eine Reihe von Braun-Produkten zu künstlerischen Motiven erhoben hat.
© Vitsœ
GT: Jemand, der ebenfalls in diese Kategorie fällt, war Richard Hamilton – der Künstler und „Vater der briti­schen Pop-Art“.
MA: Wir hatten eine wunderschöne Ausstellung mit ihm und Rams in unserem Laden gleich um die Ecke in der Wigmore Street. Mit Hamiltons Bildern und Werken, die von Braun beeinflusst waren. Ich war damals zu Hamiltons Haus in Henley-on-Thames gefahren, haben die Arbeiten eingeladen, im Kofferraum meines Autos, und fuhr damit nach London. All diese originalen Hamilton-Bilder. Wir hängten sie im Laden auf, der Grafik­designer Peter Saville entwarf die Einladungskarte mit dem „Hamilton-Toaster“. An diesem Abend hatten wir Rams, Hamilton und Saville da, und einer unserer Stammkunden flüsterte mir ins Ohr: „Mark, davon werden noch die Enkelkinder sprechen.“ Das war wirklich ein unvergesslicher Abend.
GT: Viele Fotos auf Ihrer Website, in Ihrem Magazin Vitsœ Voice oder auf Instagram zeigen sowohl das Regalsystem 606 als auch das Sesselprogramm 620 in verschiedenen Größen, von sehr kompakten Konstellationen bis hin zu größeren, erweiterten Versionen. Wie wichtig war und ist die Anpassungs­fähigkeit beider Systeme für ihren Erfolg? Und welche Rolle spielt heute eigentlich noch Ihre Ausbildung als Zoologe?
MA: Manche Leute sind überrascht, wenn sie von meinem biologischen Hintergrund hören. Ich habe Zoologie an der Universität gewählt, weil mich die Funktionsweise von Dingen faszinierte. Ich war ein Kind, das ständig Sachen auseinandernahm und wieder zusammensetzte – mit scharfen Werkzeugen. Manchmal schnitt ich mir sogar in die Finger, weil ich verstehen wollte, wie bestimmte Dinge aufgebaut sind. Die biologische Welt funktioniert auf mikroskopischer, genetischer und molekularer Ebene, aber auch auf der Makroebene, sozu­sagen im Zusammenspiel mit dem großen Ganzen. Siehe James Lovelock, die Gaia-Theorie und so weiter. Und genau dieses Denken findet bei Vitsœ statt. Wir sind echte Systemdenker in allem, was wir tun. Wir beschäfti­gen uns mit den kleinsten Details, aber auch mit der Makroebene: der weiten Welt, in der wir agieren. Und so funktioniert die biologische Welt. So geschieht Evolution: durch eine Reihe kleiner Veränderungen. Das verleiht Arten Langlebigkeit und gibt ihnen die Fähigkeit, sich an eine verändernde Welt anzupassen. Und ich sehe absolut keinen Unterschied zwischen unserem „Verhalten” bei Vitsœ und dem in der Natur.
Das Regalsystem 606, das Sesselprogramm 620 und der Tisch 621.
Langlebiges Design mit einer klaren Haltung: das Regalsystem 606, das Sesselprogramm 620 und der Tisch 621.
© Vitsœ
GT: Abgesehen von der offensichtlichen Langlebigkeit, die Sie gerade bei 606 und 620 erwähnt haben – was macht beide Systeme nachhaltig?
MA: Ich hoffe, dass unsere Unternehmenskultur darauf ausgerichtet ist, uns nie auf unseren Lorbeeren auszu­ruhen. Wir entwickeln uns ständig weiter. Wir sind stets neugierig und herausfordernd und hoffentlich auch ein bisschen frech, wenn es darum geht, uns weiterzuentwickeln und weiterhin relevant zu bleiben. Bei Vitsœ machen wir nichts, das einzig und allein rückwärtsgewandt wäre. Ja, wir wissen, woher wir kommen. Aber wir sind viel mehr an der Zukunft interessiert.
GT: Könnten Sie sich vorstellen, Vitsœ eines Tages für andere Designer zu öffnen – also für eine neue Gene­ration, deren gestalterisches Ethos dem von Dieter Rams entspricht?
MA: Öffnen – ich würde sagen, genau das tun wir ständig. Für die Gestaltung unseres Produktionsgebäudes haben wir mit dem Designer Martin Francis zusammengearbeitet, der mit I.M. Pei, Norman Foster, Peter Rice und vielen anderen Gestaltern zusammengearbeitet hat. James O’Callaghan, der dieses Gebäude mit uns geplant hat, arbeitete 15 Jahre lang mit Steve Jobs zusammen und entwarf sämtliche Glasstrukturen von Apple. Mark Skelly, einer der führenden Umweltdesigner, und Kim Wilkie, ein Top-Landschafts­architekt, haben gemeinsam mit uns die Landschaft auf unserem Gelände gestaltet. Und das ist typisch für unsere Arbeits­weise: Viele fähige Gestalter geben uns Input, sowohl intern bei Vitsœ als auch extern. Aber wir hängen das nicht an die große Glocke. Wir stecken einfach die Köpfe zusammen und setzen dann Dinge gemeinsam um. Wenn man also Vitsœ für ein typisches Möbel­unternehmen hält – würde ich sagen: nein, wir sind kein Möbel­unternehmen. Verhält sich Vitsœ wie ein Möbelunternehmen? Nein, absolut nicht. Wir würden niemals einen Star-Designer beauftragen, unter seinem Namen ein Objekt zu entwerfen, der noch für viele andere Unter­nehmen Objekte entwirft. Das ist absolut nicht unser Weg. Aber die Zusammenarbeit mit den besten Köpfen aus einem breiten Spektrum der kreativen Disziplinen ist definitiv spannend.
Die von Kim Wilkie gestaltete Landschaft rund um das Produktionsgebäude von Vitsœ.
Die von Kim Wilkie gestaltete Landschaft rund um das Produk­tionsgebäude von Vitsœ, Royal Leaming­ton Spa, Großbri­tannien
© Vitsœ
GT: Sie scheinen sich persönlich sehr in das architektonische Konzept des Vitsœ-Headquaters eingebracht zu haben. Was war Ihnen bei der Konzeption am wichtigsten?
MA: Nun, es ist keine klassische Architektur. Ganz sicher nicht.
GT: Und Sie verstehen das Headquarter auch nicht als Fabrik, oder?
MA: Ja, genau. Es ist einfach ein Gebäude. Es ist ein Gebäude, weil darin viel mehr passiert als in einer Fabrik.
Die Ausstellung der Braun-Sammlung des Amerikaners Tom Strong .
Die Ausstellung der Braun-Sammlung des Amerikaners Tom Strong ist fester Bestandteil im Vitsœ-Hauptsitz in Royal Leamington Spa.
© Vitsœ
GT: Man kann dort sogar schlafen.
MA: Ja. Wenn Leute hereinkommen, sage ich ihnen: „Willkommen in unserem Dotcom-Unternehmen“ – denn wir sind ein Dotcom-Unternehmen! Wir verkaufen in 90 Länder weltweit. Das ist nicht unbedingt gleich ersichtlich. Aber dann sieht man in einigen Räumen unsere Techniker vor Bildschirmen hocken und program­mieren, denn genau darum geht es in diesem Gebäudeteil. Dann kann man sich bei uns die Exponate aus der Sammlung von Tom Strong ansehen, einem Amerikaner, der über 250 Braun-Produkte zusammengetragen und an uns gestiftet hat, damit eine neue Generation von Designstudierenden davon profitieren kann. Somit haben wir eine Sammlung in Museumsqualität in unserem Gebäude. Dann haben wir eine eigene Küche, wo wir zweimal täglich gemeinsam essen. Und deshalb nennen wir es schlicht „ein Gebäude”. In der Findungsphase machten wir einen Wettbewerb, um herauszufinden, wer den Hauptsitz mit uns entwerfen könnte – fünf Architekturbüros kamen in die engere Auswahl. Aber dann kamen wir zu dem Schluss, dass wir aufgrund dieser ersten Entwürfe nicht mit diesen Architekten zusammenarbeiten wollten. Ich besuchte alle Architekten, um ihnen persönlich mitzuteilen, dass sie nicht mehr im Rennen waren.
GT: Was war das Problem?
MA: Ein bekannter Architekt aus London sagte mir: „Wir fanden Ihre Aufgabenstellung sehr schwierig, weil es praktisch keinen Platz für Architektur gab.“ Das war für mich der Kern unseres Ziels: ein funktionales, anpas­sungsfähiges und langlebiges Gebäude aus natürlichen Materialien zu schaffen, das natürlich belichtet und belüftet wird. Architekten hatten mit dieser Aufgabe echt zu kämpfen. Einer unserer Kunden erzählte mir glücklicherweise von dem Designer Martin Francis. Als ich ihm vorgestellt wurde und wir zum Beispiel über Joseph Paxtons Crystal Palace von 1851 sprachen, verband uns sofort vieles, sodass wir das Gebäude ge­mein­sam entwickeln konnten. Trotzdem betrachte ich es immer noch nicht als Architektur.
Mark Adams und Dieter Rams im Produktionsgebäude von Vitsœ.
Mark Adams und Dieter Rams im Pro­duktionsgebäude von Vitsœ – das Foto entstand anlässlich der bevorstehenden Eröffnung im Mai 2017.
© Vitsœ
GT: Was sagt Rams dazu?
MA: Dieter ist von unserem Gebäude begeistert. Er hat uns während der gesamten Entwurfsphase begleitet. Er liebt seine Besuche dort. Wie Sie wissen, war er letztes Jahr bei uns. In unserem Gebäude lebt er richtig auf. Sein Geist ist dort spürbar. Und es ist einfach wunderbar zu sehen, wie er sich davon anstecken lässt.
GT: Meine letzte Frage betrifft die Produkte, die Dieter Rams für Vitsœ entworfen hat und die nicht mehr produziert werden. Was ist mit denen? Wird es zum Beispiel jemals ein Comeback des Sitzprogramms 601 oder des Tisches RZ 57 geben?
MA: Meine Antwort wäre: möglicherweise. Man soll niemals nie sagen. Aber wie ich bereits in diesem Ge­spräch betont habe, schauen wir vor allem nach vorn. Ja, wir verstehen die Geschichte. Ganz sicher. Aber wir tun noch viel mehr, um unsere Produkte weiterzuentwickeln – besonders das Regalsystem. Im Hintergrund laufen viele technische Optimierungen. Wir wollen die Dinge verbessern und nicht nur den wenig nachhalti­gen Wunsch nach Neuem befriedigen. Jeder hier weiß, dass ich vom Wunsch, Neues zu schaffen, nicht beein­druckt bin. Schließlich präsentiert sich die Natur auch nicht jedes Jahr auf Fachaus­stellungen, auf denen neue Arten vorgestellt werden. Sie entwickelt sich ständig weiter und verbessert sich. Und genau das ist es, was uns bei Vitsœ antreibt.
Dieter Rams sowie Klaus und Ulrike Klemp besuchten 2024 den Hauptsitz von Vitsœ Royal Leamington Spa.
Dieter Rams sowie Klaus und Ulrike Klemp besuchten 2024 den Hauptsitz von Vitsœ Royal Leamington Spa. Ebenfalls zugegen (dritter von rechts): Deyan Sudjic, der frühere Direktor des Design Museum London.
© Vitsœ

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