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„Braun muss diesen schnellen Trends nicht folgen”

Interview mit Duy Phong Vu und Markus Orthey von Gerrit Terstiege
Die langjährigen Braun-Designer Duy Phong Vu, heute Group Director Global Design De’Longhi und Markus Orthey, heute Design Director Braun/De’Longhi, stehen für die Gegenwart der Marke im Bereich Haushaltsgeräte. Hier sprechen sie über die Bedeutung formaler Traditionen, die Parameter aktueller Gestaltungsprozesse und das Potential künstlicher Intelligenz.
Braun Handmixer System
Handmixer mit System und viel Zubehör: Braun MultiMix 1.
© Roman Knie

GT: Seit 2012 stellt De’Longhi Haushaltsgeräte der Marke Braun in Lizenz her. Sie beide waren lange im Braun-Designteam in Kronberg, bevor Sie zu Braun Household/De´Longhi nach Neu-Isenburg wechselten. Was hat sich seither an Ihrer Arbeitsweise geändert?

DPV: Also für mich schon sehr viel. Es sind ja neue Verantwortungen dazugekommen. 2012, als Markus und ich zu De’Longhi gegangen sind, stand der Aufbau eines neuen Teams im Vordergrund. Wir hatten beide etwa 15 Jahre in Kronberg gearbeitet und waren an einem Punkt, wo wir uns fragten: Wie geht’s weiter? Was mich gereizt hat, zu De’Longhi zu gehen, war die Tatsache, dass es ein familiengeführtes Unternehmen ist. Die ersten Meetings, die ich mit De’Longhi hatte, waren sehr produktfokussiert. Die wollten immer Produkte anfassen und über Produkte sprechen. Und genau das hatte ich vermisst. Als Industriedesigner wollten wir uns dem Objekt stärker widmen. Und wieder Produkte gestalten, die auf den Markt kommen und von Verbrauchern genutzt werden. Das war für mich die Hoffnung – die sich dann auch erfüllt hat. Von der Anzahl her haben wir in den letzten zehn Jahren bei De’Longhi ungefähr das Dreifache von dem realisiert, was ich in der ganzen Zeit in Kronberg gemacht habe.
GT: Kann man das an Zahlen festmachen?
MO: Letztes Jahr haben wir 14 neue Produkte gelauncht, dieses Jahr werden es 18 werden. Und in den letzten Jahren haben wir die komplette Bügeleisenserie neu aufgebaut, ja, eigentlich alle Produktkategorien bereinigt und erweitert. Und auch für mich ist die Arbeitsweise hier direkter: Man hat viel engeren Kontakt mit Leuten, weil wir eine kleinere Organisation sind. Und wie Phong richtig sagt: Die Arbeit ist viel mehr produktbezogen, die Entscheidungen gehen schneller. Man entscheidet mit einem Expertenrat am Tisch, wenn man so will, über die neuen Produkte. Und man übernimmt auch viele andere Aufgaben, weil wir wie eine kleine Familie sind: da ist jede und jeder gefordert, nicht nur im Design.
Markus Orthey und Duy Phong Vu bei Braun
Team-Meeting von Braun Household in Neu-Isenburg: Markus Orthey (links) und Duy Phong Vu (Mitte) mit Kolleginnen und Kollegen.
© Niels Geisselbrecht
GT: Stichwort Expertenrat: Gibt es so etwas wie einen Fahrplan für die Entwurfsprozesse der jeweiligen Produktkategorien – mit fest getakteten Sitzungen und festen Rollen?
DPV: Ja, in jeder organisatorischen Stufe haben wir feste Termine. Das sind die sogenannten Freigabeprozesse. Es gibt im Prinzip ein Kernteam, das nennt sich New Product Development, und das besteht wie bei allen Firmen aus verschiedenen Disziplinen. Dazu gehören das Design, die Entwicklungsabteilung, die Ingenieure, Qualitätssicherung, Marketing. Gemeinsam werden so die Prozesse einer Produktentwicklung betreut. Dann geht es zum nächsten Level – wenn bestimmte Meilensteine in der Projektentwicklung Freigaben erhalten haben. Das ist ein standardisierter Ablauf, denn man muss auch rückwirkend prüfen können, ob alle Schritte gemacht wurden. In diese Prozesse ist auch das Management eingebunden, denn natürlich braucht es auch Freigaben seitens der Stakeholder, für die großen Investitionen.
GT: Präsentieren Sie eigentlich noch mit richtigen Modellen? Oder läuft heute viel über digitale Renderings und Computeranimationen?
MO: Der Modellbau, der bei Braun ja schon immer Tradition hatte, wird auch weiterhin gelebt. Nicht nur bei Braun, auch bei De’Longhi und Kenwood, weil wir nun mal über Objekte reden. Klar, Renderings sehen heute immer toller und immer brillanter aus. Aber auch in einem frühen Stadium stellen wir ein Modell mit auf den Tisch. Allein um die Größe und die Proportionen zu checken, Handhabungen zu überprüfen, Ergonomie, ästhetische Balance und so weiter … Vielleicht in einem frühen Stadium in Kombination mit einem Rendering und dann in einem weiteren Stadium, wenn das Projekt zu 80 Prozent klar ist, stellen wir ein „Concept Car”, ein High-End-Modell auf den Tisch, was dann das Design repräsentiert und erst an dem wird entschieden, ob wir in Werkzeuge investieren oder nicht. Aber klar, die Bildsprache ist heute auch sehr wichtig, in Zeiten von Amazon und Social Media. Auch als Foto muss ein Produkt attraktiv sein – nicht nur als dreidimensionales Objekt. Beides ist heute wichtig.
DPV: Klar ist, dass am Ende etwas Greifbares dastehen muss – ob das jetzt ein Bild ist, ein Moodboard, ein Vormodell, das ist ja in jeder Designphase anders. Am Anfang steht erst einmal eine Skizze, die zwischen der Entwicklung und uns den ersten Kontakt bringt, die ersten Ideen verdeutlicht. Und diese Skizze wächst dann innerhalb dieses Prozesses zu einer dreidimensionalen Form. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass der Modellbau ganz klar Teil der Designorganisation ist. Er erweckt einen Entwurf zum Leben. Das haben wir so in Kronberg gelernt – und sehr positive Erfahrungen damit gemacht.
GT: Das erinnert mich jetzt an Bilder aus der Vergangenheit, wie sie sich auch im neuen Buch „Design, das bleibt.” zum 100-jährigen Bestehen der Marke finden: Rams am Tisch mit Erwin Braun oder Fritz Eichler, vor einem Modell oder Prototypen. Kurze Wege – in jeder Hinsicht.
MO: Also das ist definitiv bei uns ähnlich. Das Marketing ist keine 40 Meter entfernt, Quality ist gleich fünf Meter neben uns, Research & Development sitzt um die Ecke. Jeden Tag wird diskutiert. Die Leute kommen in unser Büro und: Zack! Modelle aus dem Schrank und auf den Tisch! Wenn wir aufgeräumt haben, ist einen halben Tag später alles wieder chaotisch. Das ist Diskussionskultur – und zwar mit den Brocken auf dem Tisch! (lacht)
GT: Aber wie antizipieren Sie eigentlich die Zukunft? Ein Mixgerät, das heute entworfen wird, soll ja noch in vielen Jahren zeitgemäß aussehen.
MO: Ich glaube, man kann schon sagen: Alles wird irgendwie komplexer. Das hat man vielleicht auch schon vor 20, 30 oder 40 Jahren gesagt, aber mein Eindruck ist: Wenn Geräte intuitiv zu verstehen sind, wenn man im Idealfall keine Bedienungsanleitung braucht, dann ist das eine sehr, sehr gute Sache. Und es wird auch geschätzt von den Leuten, gerade im Kontext Küche. Da muss man oft schnell agieren: da kocht das Wasser, es ist heiß. Je mehr man das Gefühl hat, dass ein Produkt einem hilft, etwas gut und sicher zu bewerkstelligen, umso besser. Daher glaube ich, dass die Werte von früher, die von Rams beschrieben wurden und von Fritz Eichler – Themen wie Ordnung, Funktionalität, Einfachheit, die zählen weiterhin und die versuchen wir in die Gegenwart zu übertragen. Diese Haltung ist aktueller denn je.
DPV: Das ist ja meistens die große Herausforderung für uns als Gestalter: komplexe Dinge einfach wiederzugeben. Und ich rede jetzt nicht nur von der Produktsprache oder von der Produktnutzung, sondern auch von den Erlebnissen. Wir versuchen immer eine Art verständliche Herleitung zu schaffen, warum die Dinge wie gemacht werden. Wir als Designer sind in gewisser Weise die Stimme der Endverbraucher. Wir versetzen uns in sie hinein, nehmen ihre Perspektive ein – mit dem Ziel, die Dinge und Abläufe einfacher zu gestalten. Die Frage ist immer: Was braucht der Verbraucher oder die Verbraucherin wirklich?
Florian Seiffert und Markus Orthey
Markus Orthey (rechts) mit seinem ehemaligen Professor, dem Designer Florian Seiffert – Schöpfer der berühmten Braun-Kaffeemaschine KF 20.
© Politecnico di Milano, Smart Design, 2019
GT: Herr Orthey, der ehemalige Braun-Designer Florian Seiffert war Ihr Professor an der FH Mainz. Was haben Sie von ihm gelernt?
MO: Ich glaube, er hat einen ganz eigenen Blick auf seine Zeit bei Braun. Als Student hat mir seine weltmännische Art gefallen – und dieses Bunte, was er mitgebracht hat. Durch Seiffert bin ich zum Produkt und zu Kaffeemaschinen als Gestaltungsaufgabe gekommen. Er hat mir eine Welt eröffnet, die ich vorher nicht kannte. Florian ist ein positiver Typ, der packt alles an und hat Erfindergeist – das finde ich sehr bewundernswert. Er ist unangepasst, was wahrscheinlich dazu beitrug, dass er nur kurz bei Braun war. Er hat in seinem Berufsleben viele überzeugende Produkte entworfen, aber mit der KF 20 hat er eine echte Ikone geschaffen.
GT: Welche Designer aus der Rams-Ära waren für Ihre berufliche Entwicklung wichtig, Herr Phong Vu?
DPV: Ich bin sehr froh, dass ich noch Roland Ullmann und Dietrich Lubs kennenlernen durfte. Mit Lubs habe ich viel gearbeitet und von Peter Hartwein habe ich das Thema Produktgrafik übernommen und die gemanagt. Unsere Corporate Identity war meine erste Verantwortung als Teamleiter. Gerade in meiner Anfangszeit habe ich viel von den erfahrenen Gestaltern bei Braun mitgenommen. Mein erster Chef war Ludwig Littmann – also ein ganz ruhiger. Von ihm kann man lernen, wenn man ihn einfach beobachtet, wie er die Dinge macht. Herr Littmann ist der Einzige, den ich immer noch sieze. Er ist für mich einfach eine Respektsperson. Littmann hat uns beigebracht, mit eigenen Augen zu entscheiden, wann die Dinge richtig sind, wann sie fertig sind.
Dieter Rams (links), Duy Phong Vu (Mitte) und Ludwig Littmann sowie Jürgen Greubel, Braun Design-Abteilung, Kronberg, ca. 2000.
© unbekannt
GT: Mich würde interessieren, welches Produkt von Dieter Rams Sie besonders schätzen und warum.
DPV: Sein Vitsœ-Regalsystem war lange mein persönlicher Traum – das 606 irgendwann zu besitzen. Ich bin dann den üblichen Weg, den Order-Prozess gegangen. Als die ganzen Verpackungen und Boxen zu mir nach Hause kamen, war ich als gelernter Handwerker gespannt darauf, es aufzubauen. Der Prozess ist sehr überlegt gestaltet: wie die Boxen nummeriert werden, was man zuerst machen soll, die ganze Benutzerführung … ergänzt durch Tipps und Tricks, etwa wie man ein Loch bohrt ohne Staub zu machen. Darin findet sich auch seine Philosophie, die Liebe zu Details. Ich war so glücklich, diese drei Tage intensiv mit dem System zu verbringen, dass ich den ganzen Aufbau-Prozess dokumentiert habe. (lacht)
Vitsoe Regal System 606
Vitsoe Wasserwagen
Links: Schrittweise selbst zusammengebaut und angebracht: Das Vitsœ-Regalsystem 606, in der Wohnung von Duy Phong Vu. Im Regal: eine Braun audio 2-Anlage in Anthrazit.
© Duy Phong Vu

Rechts: Vitsœ-Wasserwagen und -Tablare.
© Duy Phong Vu
Atelier-Anlage
Markus Ortheys atelier-Anlage in seinem Wohnzimmer. Entworfen wurde sie von Peter Hartwein und Dieter Rams.
© Markus Orthey
MO: Es gibt natürlich viele tolle Produkte von Dieter Rams und seinem Team. Aber zur atelier-Anlage, die ja in Zusammenarbeit mit Peter Hartwein entstanden ist, habe ich eine besondere Beziehung: Sie steht bei mir zuhause – noch gar nicht so lange – und hat mir das analoge Musikhören wiedergebracht, das in meinem Leben lange verschollen war durch mp3 und Streaming. Jetzt genieße ich es, mit der Anlage, die einen phänomenalen Klang hat, wieder Musik richtig zu hören. Sie steht im Wohnzimmer wie eine minimalistische Skulptur und hat eine starke Präsenz im Raum: Sie strahlt Ruhe, aber auch technische Kompetenz aus und wirkt ein bisschen wie ein Tonstudio im Kleinformat. Die Knöpfe und Tasten haben eine magische Anziehungskraft, sind wohl gestaltet und verständlich angeordnet: für mich ein Meisterwerk des Produktdesigns.
GT: Versuchen wir mal einen Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Profession des Industriedesigners oder der Industriedesignerin in den nächsten Jahrzehnten verändern?
DPV: In manchen Design-Talks und Diskussionen artikulieren junge Gestalterinnen und Gestalter schon so etwas wie Angst, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz ihre Arbeit beeinflussen wird. Wir gehen aber ganz offen mit dem Thema KI um. Wir nutzen diese Technologien, um Neues zu finden, einfach als Werkzeuge. Denn was sich nicht ändern wird, ist die Notwendigkeit, verschiedene gestalterische Optionen zu beurteilen und zu hinterfragen. KI kann vielleicht dabei helfen, die Dinge von einer anderen Perspektive aus zu betrachten.
MO: Ich glaube, dass die Tools einfacher werden, um Produkte zu denken. Aber ich habe keine Angst davor, dass mir ein Roboter beim Gestalten etwas wegnimmt. Als ich angefangen habe bei Braun, war ich der erste, der versuchsweise direkt in 3D mit CAD-Programmen Entwürfe machen durfte. Da wurde ich erst einmal beäugt. Um die Jahrtausendwende wurde viel experimentiert und manchmal auch über die Stränge geschlagen. Das hat sich dann aber über die Jahre, nach der Experimentierphase, wieder gelegt. Und so ist das für mich so ein bisschen gerade mit KI und Chat GPT und VisaNet und wie sie alle heißen. Da herrscht im Moment so ein bisschen Wildweststimmung. Da wird viel ausprobiert und gemacht und getan – ich habe aber das Vertrauen, dass es sich auf einem gesunden Level einpendeln wird. Wir haben kürzlich einfach mal testweise Zitruspressen von diesen Tools entwerfen lassen und die Ergebnisse mit an die Wand gehängt. Schwer zu sagen, was wirklich daraus wird.
DPV: Bei Braun war man immer offen für neue Entwicklungen. Ohne diese neuen Entwicklungen, neuen Materialitäten, Oberflächen, Technologien, wären wir nicht da, wo wir heute sind. Schon das Plexiglas beim Schneewittchensarg war ja ein innovativer Materialeinsatz. Es ist immer die Frage: Will man eine Revolution? Dann springt man sofort auf das Thema „Design mit KI” und sagt: Wir entwerfen jetzt nur noch mit KI! So wird man schnell zum Vorreiter. Aber in unserer Branche, mit Massenproduktion, würde das viele regulatorische Probleme schaffen. Man muss das Ganze langfristig betrachten und schauen, wann macht KI wirklich Sinn? Das Timing ist das Wichtige. So, und wenn das mal wirklich ausgereift ist, dann werden diese ganzen Technologien auch uns einen Nutzen bringen. Nehmen wir zum Beispiel das Thema IoT – Internet of Things: Jedes Objekt soll in Zukunft digitalisiert werden, eine IP-Nummer haben und vernetzt sein. Das alleine ist ja eine große Herausforderung und da arbeiten wir mit großen Firmen zusammen in bestimmten Produktsparten. Im Bereich Kaffee ist das bereits ein Thema. Da sind wir schon dran und da lernen wir von den anderen Kategorien, von unseren anderen Marken, was davon relevant sein könnte für Braun. Aber Braun muss diesen schnellen Trends nicht folgen. Wir haben die Zeit. Wir müssen nur danach fragen, was wann wirklich Sinn macht für unsere Produktwelt.
GT: Wenn wir über die Zukunft sprechen, dann betrifft das nicht nur technische Entwicklungen, sondern auch ganz konkret den Planeten. Vielleicht heißt ja die neue futuristische Vision: Verzicht? Das ist dann sicher nicht so spektakulär wie die Kugelküche von Colani oder die bunten Raumwelten eines Verner Panton.
MultiPractic 3
Aktueller Multifunktions-Mixer MultiPractic 3, gestaltet vom Braun Household Designteam in Neu-Isenburg.
© De’Longhi Braun Household
DPV: Wir haben uns da starke Ziele gesetzt innerhalb der Firma, als De’Longhi-Gruppe. Das betrifft ja alle Marken. Wir haben vor einigen Jahren angefangen, zu fragen: wo setzen wir denn da an? Wir haben selber in unserem Team erlebt, dass ein Konzept mit Bambus ganz und gar nicht als nachhaltig eingestuft werden kann, denn Bambus braucht zu viel Grundwasser zum Wachsen. Und da hat es bei uns eigentlich erst Klick gemacht und wir haben eine Kooperation mit Experten der Politecnico di Milano begonnen. Die haben eines der größten Materiallabore in Europa und helfen uns, das ganze Life Cycle Assessment durchzuspielen, mit unseren Stabmixern, mit unseren Kaffeemaschinen … Um zu verstehen: wo sind wir denn überhaupt? So konnten wir klare Ziele setzen, zum Beispiel hinsichtlich Energy Safety bei den Bügeleisen. Oder Water Consumption bei unseren Kaffeevollautomaten. Wie können wir das verbessern? Wie können wir recyceltes Plastik sinnvoll einsetzen? Und als Designteam haben wir zum Beispiel festgelegt: in Zukunft gestalten wir keine Hart-Weich-Komponenten bei den Stabmixern mehr. Weil man ja unterschiedliche Komponenten im Recyclingprozess trennen muss.
GT: Das sind ja auch Erwartungen, die mehr und mehr Verbraucherinnen und Verbraucher an die Hersteller richten. Und es ist aktuell ein europäisches Gesetz geplant, dass Haushaltsgeräte leichter zu reparieren sein müssen.
MO: Neben den Werten der Rams-Ära, definieren wir heute nachhaltige Designprinzipien, die wir in die Produkte mit einfließen lassen. Phong hat es ja schon gesagt: keine thermoplastischen Elastomere mehr. Wir zeigen jetzt wieder bewusst Schrauben, um zu sagen: Man kann das Gerät öffnen und reparieren. Schrauben haben wir in der Vergangenheit eher versteckt. Und wir versuchen Produkte mit deutlich weniger Teilen zu entwerfen. Mit recycelten Materialien. PCR-Kunststoffe sind in letzter Zeit durch die Decke gegangen. Vor zwei Jahren hieß es noch: die gibt es nur in dunkelbraunen oder beigen Tönen. Auf einmal kriegt man die ein Jahr später in allen Farben, auch in reinstem Weiß.
DPV: Ja, das ist sicher ein Prozess, der braucht Jahre. Aber jetzt sind wir in der Umsetzung. Es geht nicht mehr ohne Nachhaltigkeit. Das ist eines der wichtigsten Kriterien, die wir heute in unsere Designprozesse implementieren: wie wir Bauteile und Gehäuseteile gestalten.
Dampfbügelstation CareStyle 9
CareStyle 9 Dampfbügelstation, gestaltet vom Braun Household Designteam in Neu-Isenburg.
© De’Longhi Braun Household

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